Gelbe Engel fühlen sich abgezockt – Einem Bericht der WirtschaftsWoche zufolge will der ADAC mit Partnerunternehmen, die als gelbe Engel bei Pannen und Unfällen helfen, neue Verträge schließen. Das Problem: Diese sehen eine deutlich niedrigere Bezahlung für die Pannenhilfe vor und sind zudem mit rabiaten Strafen und Verschwiegenheitserklärungen gespickt.
ADAC: „Gelbe Engel“ sind sauer
Die Pannenhilfe-Flotte des ADAC, die mit ihren knallgelben Fahrzeugen dutzende male am Tag ausrückt, um Mitgliedern des Automobilclubs bei Pannen und Unfällen zu helfen, wird nicht ausschließlich vom ADAC selbst betrieben. Mehrere hundert Unternehmen, darunter auch viele Privatunternehmer, fahren im Auftrag des ADAC als „Gelber Engel“ auf Landstraßen und in Wohngebiete, um liegengebliebene Fahrzeuge wieder flott zu machen.
Wie die WirtschaftsWoche berichtet, will der ADAC die Verträge dieser Partnerunternehmen drastisch umändern und vor allem die Kosten senken. „Im schlechtesten Fall würden die als Gelbe Engel bekannten Nothelferbetriebe für ihre Einsätze nicht mal mehr die Hälfte des bisherigen Betrags erhalten. Die Differenz zum alten Tarif würde der Automobilclub selbst einstreichen“, heißt es.
Auch bei Beschwerden will der Automobilclub in Zukunft härter durchgreifen und untersagt in den neuen Vertragsbedingungen unter anderem die öffentliche Beschwerde. Partnerunternehmen, die sich an diese Regelung nicht halten und den ADAC und die aufgezwungenen Bedingungen kritisieren, drohen bis zu 5.000 Euro Strafe. Ähnliches geschieht, sollten die Details der Verträge nach außen getragen werden.
ADAC-Partner fühlen sich ausgenutzt
„Wenn man das neue, inklusive Zusatzvereinbarungen und Anlagen etwa 300 Seiten starke Regelwerk überhaupt auf einen einfachen Nenner bringen kann, dann auf diesen“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. „Der ADAC hat vor allem Rechte und diktiert die Regeln. Die Abschleppfirmen haben fast nur Pflichten und wenig zu melden. Es sind beispielsweise 13 Gründe aufgeführt, die eine außerordentliche Vertragskündigung erlauben. Kündigen darf aber streng genommen nur der ADAC. Andere Vorgaben gehen aus Sicht vieler Firmen ans Eingemachte.“
Unter anderem sollen sich die Firmen sieben Tage die Woche für Aufträge bereithalten, besitzen jedoch nicht mehr das exklusive Anrecht, Aufträge in ihrem Zuständigkeitsgebiet auch durchzuführen. Die geforderte 24/7-Bereitschaft wird vom ADAC nicht bezahlt.
Pro Einsatz will der Automobilclub in Zukunft zwischen 63 Euro und knapp 89 Euro zahlen. „Zu wenig, sagen Unternehmer. Genug, meint der ADAC. Dabei decken die Sätze nur gerade mal so die Selbstkosten der Firmen, wie der ADAC weiß. Nämlich aus einer Untersuchung der Business School Iserlohn, die er 2014 in Auftrag gegeben und mit internen Daten unterstützt hat“, heißt es bei der Süddeutschen Zeitung.
Hinzukommen neue Vorgaben, die unter anderem den Einsatz der ADAC-Software verbindliche vorschreiben, mit denen sich die Partnerunternehmen und Pannen-Fahrzeuge umfassend überwachen und kontrollieren lassen.Wie die Süddeutsche schreibt, verweigern zahlreiche Partner die Unterschrift unter den neuen Verträgen. In diesem Fall lege der ADAC die Kündigung nahe und ist nicht zu weiteren Verhandlungen bereit, heißt es.