ADAC warnt vor Keyless-Systemen – Eine Sicherheitslücke sorgt dafür, dass die schlüssellosen Schließ-Systeme vieler PKW keinen umfassenden Schutz vor Langfingern bieten. Wie der ADAC mitteilt, sind von den Problemen mehr als 100 aktuelle PKW-Modelle betroffen.
ADAC warnt vor schlüssellosen Schließ-Systemen
Bereits im März 2016 machte der Automobilclub ADAC auf eine Sicherheitslücke bei den Keyless-Systemen der Hersteller aufmerksam und zeigte, wie leicht sich diese knacken ließen. Obwohl die Hersteller seitdem mehrere Monate Zeit hatten, um nachzubessern, ist den Angaben des ADAC nach bislang kaum etwas geschehen. „Der ADAC hat inzwischen mehr als 100 Neuwagen-Modelle mit Keyless auf diese Sicherheitslücke hin untersucht: Ausnahmslos alle ließen sich mit einfachen Mitteln sekundenschnell öffnen und wegfahren“, berichtet der Automobilclub.
In den Augen des Clubs ist die IT-Technologie der Hersteller, die diese bei den Keyless-Fahrzeugen einsetzen, rückständig und nicht auf der Höhe der Zeit. Trotz Aufdeckung der Mängel zeigen die Hersteller kaum Engagement, um den Schwachstellen zu begegnen und die PKW ihrer Kunden sicherer zu machen. Neben den direkte Folgen durch einen Diebstahl verursachen die Probleme auch auf lange Sicht höhere Kosten. Vermehrte Diebstähle durch die Sicherheitslücke führen zu einer damit höheren Schadensquote und zu einer schlechteren Typenklasseneinstufung. Die Folge: Fahrer müssen eine höhere Versicherungssumme entrichten.
Keyless-Systeme sind nicht sicher
Keyless-Systeme sind längst kein Feature hochwertiger Wagen mehr, sondern kommen in immer mehr Klein-und Mittelklassewagen zum Einsatz, teilweise gehören sie dort bereits zur Serienausstattung. Das System ohne Schlüssel arbeitet mit einem Funksensor, der erkennt, wenn sich der Schlüssel dem Fahrzeug nähert. Die Türen entriegeln dann automatisch. Auch das Starten des Motors erfolgt meist per Knopfdruck und ohne das der Schlüssel ins Zündschloss gesteckt werden muss. Der ADAC erklärt die Masche folgendermaßen:
Der Trick bei Keyless-Diebstählen ist simpel: Die Funksignale des Autos zum Schlüssel werden verlängert, und der Dieb greift zu, ohne Krypto-Algorithmen kennen oder brechen zu müssen.Teuer sind die für die Funkverlängerung erforderlichen Geräte nicht, sie lassen sich laut ADAC-Experten für rund 100 Euro aus handelsüblichen Elektronikbauteilen von Laien selbst bauen.
Thomas Burkhardt, Vizepräsident für Technik beim ADAC, zeigt sich über die Tatenlosigkeit der Hersteller verärgert: „Wir decken dieses herstellerübergreifende IT-Problem bei immer mehr Marken auf. Autodiebe nutzen diese Schwachstelle mutmaßlich schon seit Jahren aus, ohne dass die Autobauer Abhilfe schaffen. Das zeigt, dass die Automobilindustrie in Sachen IT-Sicherheit gegenüber anderen Branchen noch viel aufzuholen hat.“
Folgende PKW konnte der ADAC illegal öffnen und wegfahren:
- Alfa Romeo: Giulia
- Audi: Q2, A3, A4, A4 Avant, A5, A6, A6 allroad, R8, SQ7, TTS
- BMW: 225xe, 318i, 318d, 640d, 730d, 740, 740d, i3, i3 94 Ah, X1, X1 SDrive 18d
- Citroen: DS4 CrossBack, C3 Pure Tech, C4 Picasso, C4 Picasso HDI, Spacetourer
- Fiat: 124 Spider
- Ford: Eco-Sport, Edge, Focus RS, Galaxy, Mustang, S-Max 11/2015
- Honda: HR-V
- Hyundai: i10, i30, iX35 Fuel Cell, i40, Santa Fé
- Infiniti: Q30
- Jaguar: F-Pace
- KIA: Niro Hybrid, Optima, Optima Plugin-Hybrid
- LandRover: Discovery, RangeRover Evoque
- Lexus: RX 450h
- Mazda: 3 Skyactive, CX-5
- Mercedes: E 220d, E 220d T-Modell
- MINI: Clubman, Cooper S Cabrio
- Mitsubishi: Outlander, Outlander, Space Star
- Nissan: Leaf, Navara, Qashqai, Qashqai+2
- Opel: Ampera, Astra
- Peugeot: 508 SW, 3008
- Renault: Captur, Clio, Kadjar, Megane, Megane Grandtour, Scenic, Talisman, Talisman Grandtour, Traffic
- Seat: Ateca
- Skoda: Kodiaq, Octavia, Superb
- SsangYong: Tivoli
- Suzuki: SX4 S-Cross, Baleno, Vitara
- Subaru: Levorg
- Tesla: Model S P85
- Toyota: C-HR 1.8 Hybrid, Mirai, Prius, Prius 1.8 Hybrid, RAV4, Verso
- Volvo: V40, S90, S90 D5, V90 D5, XC90 T8
- Volkswagen: Golf 7 TSI, Golf 7 GTD, Passat GTE , Tiguan, Touran 5T
Weitere Informationen hat der ADAC in einer Liste zusammengetragen: Keyless-Liste.
Wie können sich Autofahrer schützen?
Um sich vor dem Diebstahl und der Nutzung durch Unbefugte zu schützen, gibt es mehrere Möglichkeiten. So können sich Autofahrer mit einer zusätzlichen Alarmanlage schützen, die durch einen Zusatzsender entschärft werden muss. Einfacher Schutz bietet die Abschaltung des Keyless-Systems oder der Transport des Schlüssel in einer speziellen Schutzhülle, welche vor Funkwellen abschirmt. Für den Notfall genügt zur Abschirmung bereits Alufolie. Auch ein klassisches Lenkradschloss bietet zusätzlichen Schutz.
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